Liebe
Hinterbliebene,
Ich möchte Euch allen
meiner aufrichtigen Anteilnahme bezüglich des Ablebens Eures lieben Verwandten
bzw. Freundes
versichern.
Ich weiß sehr gut,
welche Gefühle der Tod eines geliebten oder nahestehenden Menschen in uns hervorruft und kann
durchaus nachempfinden, was in Euch allen vorgeht. Worte des Trostes sind
niemals einfache Worte, und wirklich Trost zu spenden ist keine leichte Aufgabe.
Trotzdem möchte ich dies gerne aus weiter Ferne auf meine Weise versuchen, ohne mich dabei in
Trivialität zu verstricken.
Wir
Menschen werden niemals den Tod verstehen, sein essenzielles Wesen akzeptieren,
oder seinen Wert begreifen, so lange wir nicht das Leben selbst
verstanden haben.
Solange wir uns
vorstellen, dass sich unsere Essenz, unser Leben als Mensch, aus einer rein
biologischen Funktionalität entfaltet, wird der Tod für uns zur überall
lauernden Gefahr, zur Bedrohung, zum Ende, zum unvermeidlichen Moment unserer
Auslöschung und Vernichtung.
Wenn
wir die populäre Hypothese akzeptieren, welche im Westen erst im späten 19.
Jahrhundert aufkam, wonach unser Bewusstsein aus einem Mechanismus der
natürlichen Selektion hervor gegangen sein soll, dann binden wir eine ganze Menge
selbstzerstörerischer Qualitäten an unser Selbstbild.
Wer das Bewusstsein als ein Produkt der neuralen Funktion seines Gehirns begreift,
für den wird der Tag kommen, an dem seine Synapsen ihre Funktion einstellen,
und er als Individuum ein Gleiches tut.
Es gibt aber in dieser
modernen Betrachtungsweise Illusionen, mit denen ich mich näher befassen
möchte. Vielleicht kann es die dabei eingenommene, schamanisch
orientierte Perspektive leichter für Euch machen, die Bedeutung hinter
dieser Botschaft des
Trostes und der Anteilnahme zu verstehen.
Es
gibt auf Bali bestimmte Arten von Fledermäusen, welche bei ihrem Flug durch
den Nachthimmel einen ununterbrochenen Laut erzeugen, der zwischen niederen und hohen
Tönen wechselt.
Aber die Frequenz dieser
Töne ist ziemlich hoch für den menschlichen Gehörsinn, wobei die
Schwingungen der meisten Töne
oberhalb des Erfassbaren liegen.
Wenn wir uns auf die
Laute dieser Nachtschwärmer konzentrieren, dann können wir bloß eine Serie
hochtöniger,
aber unterbrochener Tschirps wahrnehmen. Dieses unterbrochene Tschirpen
stellt die untersten Frequenzen jenes
Tones dar, die unser Gehör auszumachen vermag.
Durch
jene Illusion wird vielleicht für den einen oder anderen offenbar, dass auch das
Wesen dieser Realität in einer Kontinuität besteht, in einer Beständigkeit,
die unabhängig von allem Wandel rings um uns existiert.
Aber jenes Wesen der
Existenz bleibt für die meisten Menschen durch ihre illusionäre,
bruchstückhafte und verzerrte Wahrnehmung der Realität im Verborgenen.
Und diese buchstückhafte Wahrnehmung ist ein Resultat unseres limitierten Bewusstseins.
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