Für die Anthropologie erweist sich der Schamanismus als ein weltweit zu
beobachtendes Phänomen, dessen Wurzeln irgendwo im Dunkeln der Vergangenheit
liegen.
Die moderne Wissenschaft hat klargestellt, dass Schamanismus bereits in den
prähistorischen Jäger- und Sammlerkulturen vorhanden gewesen ist, wo er als
spirituelle Praxis innerhalb einfacher, lose strukturierter, homogener
Stammesgemeinschaften gepflegt wurde.
Natürlich wurden ganz unterschiedliche Ausprägungen dieses weltweit
anzutreffenden Phänomens beobachtet und beschrieben, doch überraschte dabei
die große Ähnlichkeit der von Schamanen aus unterschiedlichen Kulturkreisen
angewandten Techniken.
Selbst wenn sich die Erscheinungsform des in Nord-Amerika praktizierten
Schamanismus von jener in Zentralasien durch bestimmte Äußerlichkeiten
auffällig abhebt, dann ist es doch umso erstaunlicher, dass hinsichtlich der in beiden
Hemisphären angewandten schamanischen Methoden bloß wenige, wenn auch
entscheidende Unterschiede
vorgefunden werden können. Von Sibirien bis Ozeanien, von Tibet bis
Indonesien, von Amerika bis Afrika - überall auf dieser Welt, sehen wir
aber auch markante Parallelen in der schamanischen Praxis.
Das Wort 'Schamane' entstammt der Sprache der Tungusen in Sibirien, wo die
klassische Form des Schamanismus weitgehend erhalten geblieben ist. Innerhalb
seiner Stammesgemeinschaft gilt der Schamane als 'spiritueller Experte',
dessen Dienste von Stammesgenossen aus ganz unterschiedlichen Gründen in
Anspruch genommen werden.
In
allen Kulturkreisen erlangt der Schamane diesen gehobenen Status entweder
durch die Weitergabe der schamanischen Fähigkeiten und Techniken innerhalb
seiner Familie, oder durch seine persönliche spirituelle Suche, bisweilen
durch Einweihung,
oder durch eine zwingende, innere Gewissheit hinsichtlich seiner Berufung (z.B.
Berufungskrankheit).
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