Der Begriff
"Maya" entstammt dem Sanskrit und bedeutet soviel wie "Illusion" bzw.
"Selbsttäuschung". Die bekannte Esoterikerin des
19. Jahrhunderts, H.P. Blavatsky, lehrte, dass Maya auch eine kosmische Kraft
sei, welche die phänomenale Existenz erzeugt und die Wahrnehmung derselben
überhaupt erst ermöglicht.
Dieser Gedanke wurde von Dr.
Henri C. Birven, einem Vertreter des magischen Idealismus, zu Beginn unseres
Jahrhunderts erneut aufgegriffen und ergänzt.
Birven bemerkt in seinem Werk
"Lebenskunst in Yoga und Magie", dass Maya keinesfalls nur Illusion oder
Schein sei. Vielmehr verschleiere bzw. negiere diese kosmische Kraft das
vollkommene Bewusstsein, weshalb die Dinge, Abläufe und Ereignisse in der
phänomenalen Welt für uns differenziert in "Erscheinung" treten
müssten…
Jeder
spirituell suchende Mensch steht irgendwann vor der Aufgabe, auch jene Daten,
die er bezüglich unserer 'Wirklichkeit' in seinem
ganz 'persönlichen Computer' gespeichert hat, einer gründlichen Revision zu
unterziehen und auf ihre Stimmigkeit zu überprüfen. Gerade die dabei
gewonnenen Einsichten können aber niederschmetternd sein, weil sie
grundsätzlich geeignet sind, das Fundament, auf dem wir unser persönliches
Weltbild errichtet haben, massiv zu erschüttern…
Es geht mir
in dieser Artikelserie darum, Dein Bewusstsein auf sanfte Weise zu weiten, damit Du
für Deine persönliche spirituelle Reise besser gerüstet und vorbereitet
bist. Ich schlage vor, dass Du nun geistig einen Schritt zurücktrittst, um
eine größere Perspektive und einen weiteren Horizont für das Kommende zu
gewinnen.
Bei meiner persönlichen spirituellen Entwicklung hat mir der "Kalender
der menschlichen Evolution" sehr geholfen, den Robert S. Francoeur verfasst
hat. Der Autor führt darin aus:
"Da das genaue Datum für das Erscheinen des Menschen nie
bekannt sein wird, wollen wir es willkürlich auf vor etwa eineinhalb
Millionen Jahren festsetzen. Dann wollen wir die Geschichte der Menschheit mit
einem Kalenderjahr gleichsetzen, in dem ein "Tag" viertausend Jahre
Menschheitsgeschichte entspricht.
Danach treten im Januar die Vorfahren unseres Homo habilis auf.
Der Homo habilis konnte aufrecht gehen und primitivste Werkzeuge anwenden.
Wahrscheinlich konnte er nicht sprechen wie wir, doch da er in Horden jagte,
hatte er zweifellos irgendein Kommunikationsmittel.
Die Sprache, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich sehr
allmählich in den ersten drei Monaten unseres "Jahres". Der
evolutionäre
Fortschritt des Menschen war bestenfalls langsam und zögernd: Das Feuer
diente zunächst zum Schutz vor Kälte und vor wilden Tieren, erst viel
später zur Nahrungszubereitung; Werkzeuge wurden aus Stein gehauen; die
Geschicklichkeit des Jägers entwickelte sich ebenso langsam wie seine
Gehirnrinde. Der Sommer kam und ging und der Herbst war schon zu zwei Drittel
vergangen, als endlich um den ersten November der Neandertaler auftauchte. Die
ersten Anzeichen eines religiösen Glaubens kann man in den Begräbnisstätten
der späten Neantertaloiden entdecken, etwa am 17. Dezember. Bis zum 24.
Dezember unseres hypothetischen Jahres sind alle Vorgänger des Homo sapiens
oder die primitiven Arten des Menschen ausgestorben beziehungsweise absorbiert
vom fortschrittlicheren und moderneren Cromagnonmenschen.
Der Ackerbau begann etwa am 28. Dezember, und unsere gesamte
historische Ära, die kurzen sechs- bis zehntausend Jahre, von denen wir eine
geschichtliche Kenntnis haben, fand in den letzten beiden Tagen unseres "Jahres"
statt. Sokrates, Plato und Aristoteles wurden ungefähr um neun Uhr früh am
31. Dezember geboren, Christus um zwölf und Columbus um 21 Uhr 30. Die letzte
Stunde des 31. Dezember von 23 Uhr bis Mitternacht enthält das gesamte
neunzehnte und zwanzigste Jahrhundert".
Aus dieser
Perspektive erkennen wir ziemlich klar, dass weder die bestehenden Religionen
mit ihren Behauptungen letzter und äußerster Kenntnis Gottes und seiner
Schöpfung, noch unsere viel gepriesenen Naturwissenschaften mit ihren
Versuchen, unserere 'Wirklichkeit' zu 'vermessen', nicht
einmal annähernd so alt sind wie uns dies der Anschein suggeriert.
Weder beim Glauben, noch beim
Wissen handelt es sich um einen blinden Sprung ins Nichts, sondern um einen
überlegten Gang in das Licht, an dem wir als Menschen teilhaben.
Teil dieses Lichtes ist aber
auch die Erkenntnis, dass unsere Welt, ob Gott sie nun liebt oder nicht,
wesentlich größer ist als unser persönliches und wissenschaftliches
Verständnis von ihr.
Wenn nichts sonst, so sollte
uns vielleicht gerade diese Einsicht etwas bescheidener machen und unsere
überheblichen Ansprüche, wie beispielsweise im Besitz der 'einen Wahrheit'
zu sein, widerlegen…
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