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Erste Begegnung mit einem Leyak
von Dr. Friedrich Demolsky
 

Erster Kontakt mit einer Vertreterin des dunklen Pfades

Ich lebe nunmehr seit vielen Jahren auf BALI und verbrachte hier längere Zeit im Familiencompound meiner balinesischen Ehefrau.

Der Hof ihrer Großfamilie befindet sich im Dorfe Sanur, das etwa 20 km vom Flughafen und etwa 10 km von der Hauptstadt Balis, Denpasar, entfernt ist. Das Dorf ist durch die vom Süden in den Norden führende Hauptstraße, Jalan By Pass Ngurah Rai, in zwei Hälften geteilt. Fährt man auf der Hauptstraße Richtung Norden, dann liegt zur Rechten der Strand von Sanur mit der für den gehobenen Tourismus erschlossenen Region. Zur Linken befindet sich jener Teil Sanurs, in dem fast nur Einheimische wie Ketuts Familie leben. In diesem Teil des Dorfes haben sich das ursprüngliche Leben auf Bali sowie die traditionelle balinesische Kultur weitgehend unverändert bis auf den heutigen Tage bewahrt.

Das Dorf Sanur ist auf der ganzen Insel Bali bestens bekannt. Von den Inselbewohnern außerhalb Sanurs, wird unser Dorf als 'angker berbahaya' bezeichnet, was soviel wie 'hochgradig gefährlich' bedeutet.

Jeder Balinese weiß, weshalb gerade dieser Ort jene Bezeichnung verdient: Sanur ist - neben Ubud und Singaraja im Norden - das eigentliche Zentrum für schwarzmagische Operationen auf der Insel der Götter und Dämonen...

Die Familie meiner Frau betreibt auf deren Grundstück einen kleinen Warung, eine Art Shop, der den bei uns im Westen schon beinahe ausgestorbenen Greisslerläden nicht unähnlich ist. Die Einheimischen können dort Dinge für ihren täglichen Bedarf erwerben oder kleinere balinesische Gerichte und Imbisse verzehren.

Eines Abends saß ich auf der Bank vor dem Warung und beobachtete das Leben und Treiben der Einheimischen.

Nachdem eine ältere Frau den Laden betreten hatte, bemerkte ich, dass augenblicklich eine auffällige Änderung im Verhalten der Familienmitglieder eingetreten war. Alle wirkten urplötzlich verängstigt und besorgt. Bewegung kam in den kleinen Raum. Die Kleinkinder wurden hinaus in den Innenhof geführt und - wie sich später herausstellte - in Sicherheit gebracht. Die offen gelagerten Speisen wurden zugedeckt. Die Familienmitglieder, die mit mir auf der Bank saßen oder im Warung arbeiteten, waren kurz nachdem die Alte eingetreten war verschwunden. Die einheimischen Kunden und Freunde der Familie, die tagtäglich einige Stunden vor jenem Warung ihre Zeit mit Tratsch und Unterhaltung zubringen, verabschiedeten sich noch schnell unter einem Vorwand und waren dahin.

Etwa eine halbe Minute nach dem Erscheinen jener alten Balinesin, waren nur mehr Ketuts Mutter und ich zugegen, alle anderen (etwa 15 Personen) waren verschwunden.

Erst nachdem die Alte von Ketuts Mutter bedient worden war und den Warung verlassen hatte, wagten sich die Familienmitglieder wieder in den Laden, und es folgte eine Phase aufgeregten Gedankenaustausches, der für Balinesen völlig untypisch ist.

Natürlich wollte ich wissen, was passiert war, und meine Ketut weihte mich später unter vorgehaltener Hand ein, dass die Alte ein dorfbekannter Leyak sei und als solcher schon sehr viel Unheil gestiftet hätte.

Kinder der Familie seien allein durch ihren Blick erkrankt. Eine ihrer Cousinen hätte einen langandauernden Hautausschlag im Gesicht bekommen, nachdem die Alte einmal deren Gesicht berührt hätte.

Ketut erzählte mir auch, dass einer ihrer Brüder, der selbst als weissmagisch operierender Schamane auf die Abwehr von Leyaks und deren gefährlichen Schadenszauber spezialisiert ist, jene Alte sogar einmal bei ihren Umtrieben zu Kejang Kliwon überrascht hätte…
 

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