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Black Magic - Teil 1 von 4
von Dr. Friedrich Demolsky

Einführung in die magischen Dimensionen auf Bali

An manchen Wegen auf Bali kann man ein schmales, hässlich aussehendes, zeltähnliches Gebilde sehen, das meist aus Bambusästen errichtet und mit einem Netz bedeckt ist. Dieses Objekt wird magagabag genannt. Man findet es nur an mysteriösen Orten. Nächtens brennt eine Laterne darin, und einige Personen halten dort für mehrere Tage Nachtwache. An solchen Orten wurde menschliches Blut vergossen: ein Unglücksfall - meist ein Verkehrsunfall - hatte sich dort vor kurzem ereignet…

Wenn nun ein Leyak - die balinesische Bezeichnung für Hexe, Hexer oder Schwarzmagier - Zugriff zu menschlichem Blut bekommt, dann kann daraus ein schwerer Schaden für den Verunglückten entstehen. Daher muss der Unfallort bewacht werden. Das Netz soll eine Art magisch wirkende Barriere darstellen. Sein Maschengitter hat sehr viele "Einlasspforten" und gerade das soll den Leyak verwirren. Auf diese Weise soll es ihm verunmöglicht werden, an das menschliche Blut heranzukommen....

Zum besseren Verständnis

Obwohl es in der balinesischen Kultur unterschiedliche Bezeichnungen für die Bereiche Sekala (die sichtbare Welt) und Niskala (die unsichtbare Welt) gibt, findet eine Unterscheidung zwischen dem Weltlichen und Religiösen oder dem Natürlichen und Übernatürlichen im Alltag der Balinesen nicht statt. Für Balinesen können Niskala-Kräfte in ihrer täglichen Routine jederzeit ein- oder auftreten. Umschreibt man die Bereiche Sekala und Niskala in etwas abgewandelter Form, dann ist Sekala all dem gleichzusetzen, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können: mit dem also, was man sehen, hören, riechen, schmecken und angreifen kann.

Niskala hingegen, steht für jenen Bereich, der dem Menschen grundsätzlich nicht in die Sinne fällt, sondern nur außersinnlich, vermittels Intuition, im Traum oder in tiefer Meditation ins Bewusstsein tritt.

Im Leben der Balinesen spielt Niskala eine weitaus bedeutendere Rolle als wir uns dies im Westen heute noch vorstellen können. Doch ist die unsichtbare Welt auch auf jener Schamaneninsel stets eine sehr persönliche Angelegenheit, und es ist daher geradezu unmöglich, sie objektiv zu beschreiben.

Jeder Versuch, die eigenen subjektiven Erfahrungen mit der Welt Niskala und ihren Kräften mit anderen auszutauschen, erscheint einem Balinesen als geradezu leichtsinnig. So werden Urlauber aus dem Westen auch keine Silbe über 'Black Magic' zu hören bekommen, und dies nicht nur deshalb, weil den Balinesen ihr Skeptizismus sehr gut bekannt ist. Ein Balinese wird solche Dinge für gewöhnlich nicht einmal vor seinen Freunden erwähnen. Das Mitteilen von subjektiven Erfahrungen, die die Sphäre Niskala betreffen, wird von den Inselbewohnern stets als eine persönliche Schwächung erlebt. Überdies ist das Magische stets präsent auf Bali: ein Schwarzmagier könnte sich ja in Hörweite aufhalten und das Gehörte dazu einsetzen, um Schaden zu stiften. Aus diesen Gründen gilt vielen Balinesen bereits das bloße Denken an übernatürliche Phänomene als riskant.

Die balinesische Religionsphilosophie, eine auf dieser Welt einzigartige Verbindung von Hinduismus und Animismus, basiert auf dem Prinzip, dass jeder guten, positiven und konstruktiven Kraft eine gegenläufige, böse, negative und destruktive gegenüber steht.

Diese beiden Pole sind untrennbar miteinander verbunden, sie bedingen einander und müssen deshalb auch notwendig miteinander koexistieren. Vorzugsweise befinden sie sich in einem dynamischen Gleichgewichtszustand, so dass kein Pol über den anderen die Oberhand bekommt (vgl. dazu auch das Yin und Yang der Taoisten).

Die hauptsächlichen Bemühungen des balinesischen Hinduismus sind daher darauf ausgerichtet, einen Ausgleich zwischen positiven und negativen Kräften herbeizuführen. Ausgeglichenheit und Balance oder das Herstellen von Harmonie sind religiöse Zielsetzungen, die von den Balinesen angestrebt und erreicht werden sollten.

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