Email des Anfragenden vom 3.6.2012:
"Hallo Friedrich Demolsky, Danke für Ihre Rückmeldung auf
meine Anfrage. Vieles von dem, was Sie sagten, bestätigt meine Antworten,
die ich bereits selbst bezüglich der Spiritualität gefunden habe.
Nachdem
Sie selbst spirituell fortgeschritten sind, und ich diesbezüglich sonst
niemanden kenne: Wäre für Sie ein kurzer Erkenntnisaustausch über Email
möglich?
Meiner Ansicht nach ist jede
Erfahrung, die wir im Leben machen, von unserer Seele selbst gewählt. Die
Seele wiederum kann (solange sie frei ist - wovon ich ausgehe) nur ein Ziel
haben: "Sich selbst, bzw. ihr Bewusstsein weiterzuentwickeln". Von daher
muss jede Erfahrung im Leben diesem Ziel der Bewusstseinsentwicklung dienen,
was bedeutet: Alles ist spirituell – jede Erfahrung im Leben – die
Meditation genauso wie das Geschirr abwaschen, mit dem Auto im Stau stecken
oder den Rasen mähen.
Die Frage, die mich beschäftigt
ist nun: Was ist überhaupt das Maximal-Ziel, dass wir als Seelen anstreben?
Was ist das Höchste, das wir als Seelen überhaupt erreichen und somit
anstreben können? Meine bisherigen Erkenntnisse (1 bis 3) sind folgende:
------------------------------------------------------------
1. Was auch immer wir erreichen
können, es kann sich dabei nur um Bewusstseinszustände handeln! Denn alles
was unsere Seele kann, ist eben „bestimmte Bewusstseinszustände zu haben, zu
erleben“. ALLES läuft IMMER darauf hinaus, SICH auf bestimmte Weise zu
fühlen und Dinge auf bestimmte Weise wahrzunehmen.
2. Das höchste Ziel (was niemals
statisch ist), welches wir Seelen anstreben, kann somit nichts anderes sein,
als: UNS SELBST IN EINEN ZUSTAND ZU BRINGEN, INDEM WIR EIN HÖCHSTMASS AN
GLÜCK, GLÜCKSELIGKEIT, ZUFRIEDENHEIT, EKSTASE, FÜLLE U.S.W. EMPFINDEN!
3. Alle Erfahrungen, die wir
Seelen machen, dienen dem Zweck zu „lernen“ oder zu „trainieren“ diese
Glücksempfindungsfähigkeit immer weiter und weiter auszubauen – bis in alle
Ewigkeit. Jede Erfahrung, die wir machen, dient allein dem Ziel, uns selbst
zu immer höheren Glücksempfindungen fähig zu machen, oder anderen dabei zu
helfen, ein immer höheres Maß an Glück zu empfinden.
Wo ich nun stehe ist die Frage:
Was sind nun eben diese höchsten
Empfindungen von Glück und Glückseligkeit, zu denen wir Seelen fähig sind?
Ist es der Zustand, den manche als erleuchtet oder als Ekstase bezeichnen?
Wenn ja, wodurch sind diese Zustände gekennzeichnet?
Sie sagten in ihrer Mail: „Die
Erleuchtung erhebt den Menschen auf eine neue spirituelle Ebene, deren Wesen
unendliche Fülle, Großzügigkeit und tiefe Dankbarkeit ist. Der
Erleuchtete braucht nichts mehr, denn er ist bereits komplett, ganz,
perfekt.“
Interpretiere ich Sie richtig,
wenn ich darunter verstehe:
Erleuchtung ist ein Zustand der
„unendlichen Zufriedenheit und des unendlichen Wohlfühlens durch das
einfache Sein“? Und dies ist (zumindest annähernd*) das, was wir Seelen als
das Höchste unserer Ziele bezeichnen können?
*natürlich ist es so, dass man
diesen Zustand des „unendlichen Zufriedenseins und Wohlfühlens durch das
einfache Sein“ auf unterschiedlichste Weise erleben kann, z.B. in
Verbundenheit und Liebe zu Allen Wesen im Kosmos. Aber die Basis dieses
„höchsten Glücks“ dieses "höchsten Zustandes, den wir erreichen können" ist
eben das „unendliche Zufriedensein und Wohlfühlen durch das einfache Sein“.
Würden Sie hier zustimmen? Ich
hoffe sie finden Zeit mir zurückzuschreiben, da mich ihre Meinung
diesbezüglich sehr interessiert".
Meine Antwort darauf vom 3.6.2012
"Hallo N.N.,
Ich habe nichts gegen einen Austausch von Gedanken
einzugwenden. Obwohl ich mit aller gebotenen Bescheidenheit davon ausgehen
darf, dass ich auf dem Pfade zu klarem Bewusstsein allein aufgrund meines
Alters schon etwas weiter fortgeschritten sein dürfte, wäre es für mich
vermessen, wenn ich von Erkenntnisaustausch sprechen würde. Unser Thema
gehört in die Metaphysik, dh wir befinden uns in einem Bereich, der für
Spekulationen aller Art weit offen ist. Aus diesem Grunde erscheint es mir
seriöser und zutreffender, wenn wir unseren Dialog als einen Austausch von
Gedanken, Perspektiven und subjektiven Einsichten betrachten würden.
Zumindest kann ich Ihnen nur das anbieten, denn ich bin nicht die Wahrheit
und..., ich bin mir dessen auch bewusst.
Viele Ihrer Gedanken zeugen davon,
dass Sie sich mit den brennendsten Fragen des Lebens bereits eingehender
auseinander gesetzt haben und dabei auch zu für Sie gültigen Ergebnissen
gekommen sind. Wie sollte ich Ihre Perspektiven anzweifeln, oder gar
widerlegen wollen? Dazu habe ich kein Recht, und deshalb werde ich das auch
unterlassen. Alles, was ich im Rahmen dieses Gedankenaustausches tun kann,
ist, Ihnen meine Perspektive betreffend die Existenz darzulegen, soweit mir
das die Restriktionen der Sprache und der zur Verfügung stehende Raum
(Email) ermöglichen.
Ich gehe heute davon aus, dass es
sich beim Phänomen der Existenz um eine Singularität handelt, dh kein Anfang
und auch kein Ende. Der Big Bang ist ein mehr oder weniger lokales Ereignis,
das ständig irgendwo in unserer und anderen Galaxien stattfindet und damit
neue Welten oder Sonnensysteme schafft, verändert oder zerstört.
Wenn ich den Nachthimmel, die Natur
und alle Lebewesen auf diesem Planeten in meine Betrachtung einbeziehe, dann
komme ich zum Schluss, dass das Wesen dieser Existenz, das Wesen aller
Existenz, reines Bewusstsein ist. Dieses reine Bewusstsein oder der "Geist
Gottes", der nach der Genesis über den Wassern (der Potenzialität) schwebte,
scheint alle Eigenschaften aufzuweisen, welche die Menschen für gewöhnlich
Gott zuerkennen: es ist allmächtig, allwissend und allgegenwärtig (im
gesamten Universum).
Aber aus einem mir nicht näher
bekannten, sehr mysteriösen Grund, strebt dieses reine Bewusstsein nach
immer mehr Selbstbewusst-sein. Dieses Streben nach immer mehr Informationen
über das eigene Wesens, kann dieses reine Bewusstsein
nicht aus sich selbst heraus bewältigen, sondern es bedarf geeigneter
Hilfsmittel - Spiegel sozusagen -, über welche es sich selbst reflektieren,
und damit seinem Streben nach immer mehr Selbstbewusstsein gerecht werden
kann.
Wenn wir davon ausgehen, dass alle existierenden Dinge -
groß und klein - Materialisationen des einen allgegenwärtigen Bewusstseins
sind, dh ihrem Wesen nach vorübergehend zur Materie 'gewordenes' Bewusstsein
sind, das mit unterschiedlichen Qualitäten, Kapazitäten und Sensoren
ausgestattet ist, dann können wir erkennen, dass alle Materie genau diese
Funktion inne hat: sie ist ein Spiegel oder Katalysator des all-einen
Bewusstseins, das vorübergehend Form angenommen hat, um sich selbst dabei zu
dienen, mehr Informationen über sein Wesen zu erlangen. Oder maW: Das Bewusstsein ist
das Wesen unserer Existenz - aller Existenz. Wir alle (und alles, das
existiert) sind ein Teil dieses einen Bewusstseins, und wir alle (und alles
andere das existiert) dienen (jeder und jedes auf seine Weise) als
Instrument (als eine Art "Katalysator" oder "Spiegel") diesem einen Licht,
das wir alle unserem Wesen nach sind.
Starker Tobak? Na ja, vielleicht,
aber nicht wirklich.
Ob es die Aufgabe des Menschen ist
(oder bloß eine weitere Illusion unseres illusorischen Egos) nach
individueller Glückmaximierung zu streben, möge dahin gestellt bleiben.
Es
sieht schon danach aus, dass die meisten Menschen nach einer Maximierung
ihres persönlichen Glücks streben, denn sonst würden sie wohl kaum all die
vielen, völlig unterschiedlichen Dinge tun, die sie eben während ihres
Daseins tun. Doch sagt uns der achtfältige Pfad des Gautama, dass das
Streben nach Glück gleichbedeutend ist, mit dem Streben, Leid zu vermeiden.
Und dieses Streben sei deshalb eine Illusion, weil das Leid aller Existenz
inhärent wäre.
Wir können diese Illusion nur deshalb nicht unmittelbar als
solche erkennen, weil wir uns nicht lange genug in einer bestimmten
Situation befinden würden, um das Leidvolle, das dieser oder jeder bzw jeder Situation inhärent ist, zu erfahren.
Wer einen sitzenden Beruf ausübt, dem
tut am Wochenende eine Wanderung in den Bergen gut. Aber wenn er bereits
einige Stunden gewandert ist, wird er müde werden und vielleicht eine Rast
einlegen. Er wird es genießen mit Freunden den
Picknick-Korb zu öffnen, sich zu laben und sich vielleicht mit Kartenspiel
oder anderweitig zu unterhalten. Wenn er die Zeit verpasst, wird ihn die
Dämmerung überraschen, und er wird den Tau spüren, der seine Glieder
schmerzen lässt. Das ist die Zeit, wo er sich zum Aufbruch entschließt, und
er wird die Fortsetzung seiner Wanderung wieder genießen. Würde er aber in
einer der hier aufgezeigten Situationen verharrt haben, z.B. keine Rast und
kein Picknick eingelegt oder später sich nicht zum Weitergehen entschlossen
haben, dann würde er unzweifelhaft erkannt haben, dass jeder Lebenssituation
das Leidvolle inhärent ist.
Wir können die negativen Wirkungen des aller
Existenz inhärenten Leides scheinbar nur dadurch vermeiden, indem wir uns
nicht allzu lange einer bestimmten Situation aussetzen, sondern von einer
Lebenswirklichkeit in die andere wechseln. Sehen Sie sich mal die
Vielbeschäftigten, die 'Erfolgreichen', die 'Wichtigen' und 'Wichtigtuer'
da draußen an, wie sie mit ihren Aktenkoffern von einem Termin zu anderen
jagen. Oder die Gelangweilten, die ihre Zeit mit Suff, Sex, Drogen oder
Kreuzworträtsel tot schlagen. Warum tun sie denn das? Sie tun das, entweder
in dem Bestreben ihr Glück zu maximieren bzw. - anders ausgedrückt -, sie tun
es, um Leid zu vermeiden.
Ich könnte jetzt hergehen, und auf
alle Ihre Gedanken eingehen. Ich könnte diese analysieren, sie zutreffend
oder unzutreffend interpretieren, sie ganz oder teilweise bestätigen oder zu
widerlegen suchen. Das will ich aber nicht. Ich biete Ihnen statt dessen ein
Gedicht an, welches irgendwo auf unseren HPs veröffentlicht ist und ziemlich
genau meine persönliche Perspektive betreffend die Essenz dieser Existenz
bzw unsere Aufgabe als Mensch (oder maW.: als in menschlicher Form
manifestierte Brennpunkte des Bewusstseins) zum Ausdruck bringt:
******************************************
Alle Atome..., Moleküle...,
Felsen...,
Sterne..., Galaxien...,
Pflanzen..., Tiere..., Menschen...
und
alle anderen Wesen
im gesamten Universum..., Hoch und Niedrig, sind Schwingungen des
Bewusstseins.
Dieses Bewusstsein..., das Denken
oder
das Unendliche Licht
ist der einzige Gott und Schöpfer, der existiert.
Alle Dinge..., Groß und Klein,
sind
dieser Schöpfer.
In all unserer Größe und
Kleinheit
sind wir selbst
dieser Schöpfer,
manifestiert als menschliches Instrument, um dem Unendlichen Licht zu
dienen,
DAS WIR ALLE SIND.
*******************************************
Ich gehe nicht davon aus, dass ich
bereits Erleuchtung erlangt hätte. Deshalb kann ich Ihre diesbezüglichen
Fragen nach der Qualität dieses besonderen Bewusstseinszustand auch nicht beantworten.
Glück, Glückseligkeit, Ekstase sind relativ flüchtige
Empfindungen bzw. Gefühle. Wir können sie nicht auf Dauer halten und deshalb
erscheint mir ein Streben danach absurd. Es mag ja sein, dass der
Erleuchtete in diesem veränderten Bewusstseinszustand solche oder andere
Glücksempfindungen erlebt, wenn er erstmals das erkennt, das ich mit meiner
Grußformel seit vielen Jahren zum Ausdruck bringe bzw. vermitteln will:
"In the Light of the Spirit we all are One".
Der Teil unterscheidet sich nicht
seiner Qualität nach vom Ganzen, sondern nur hinsichtlich seiner Quantität.
Da wir aber - zumindest nach meinem Dafürhalten - während unserer Zeit in
diesem Lebensformat bloß temporär in die Materie (in den Katalysator)
eingetauchte Schwingungen des einen Bewusstseins sind und dies auch auf alle
anderen Lebewesen und Dinge zutrifft, kann der Suchende in einem "lucidum
intervallum" gelegentlich diese Einheit von allem, das IST, erkennen,
schauen oder erfahren. Und diese Erkenntnis, Anschauung oder Erfahrung bzw.
das Bewusstsein darüber, seinem wahren Wesen nach ein unverlierbarer Teil
dieser unendlichen Fülle, Mannigfaltigkeit und Diversifikation zu sein,
welche der phänomenale Ausdruck der Einheit allen Seins zu sein scheint,
kann solche Glücksgefühle im Zustand der Erleuchtung hervorrufen, die meist
mit dem Gefühl des Duchtränkt-Seins mit Heiligkeit einhergehen. Zumindest
finden wir in der Literatur zahlreiche Hinweise darauf.
Ich, für meinen Teil, strebe nicht
mehr nach Glück, Glückmaximierung, oder Leidvermeidung. Ich habe
vielmehr erkannt, dass nur die Zufriedenheit mit meinem Leben zur Harmonie
mit mir selbst und (gelegentlich auch) mit der Welt führt. Zufriedenheit ist
eine Geisteshaltung und Disziplin, die wir wesentlich leichter erreichen und
länger aufrecht erhalten können, denn flüchtige Glücksempfindungen. Aus
diesem Grunde strebe ich nach Zufriedenheit und Harmonie mit mir selbst,
meiner Umwelt und dem Leben, und erkläre das Erlangen und Aufrechterhalten
dieses ausgewogenen Geisteszustandes zur obersten Maxime meiner
"Spiritualität".
Ich weiß nicht, ob Sie damit etwas
anfangen können, bzw. ob ich mit diesen Statements mehr Klarheit oder mehr
Verwirrung verursacht habe. Ich habe auch keine Ahnung, ob Sie diese
Perspektiven in irgend einer Weise auf Ihrem persönlichen Pfad weiter
bringen oder nicht. Ich weiß bloß, dass diese Statements auf meinen
gegenwärtigen subjektiven Einsichten (oder Illusionen) basieren wie dieses
Leben - diese Existenz - arbeitet. Und ich weiß, dass ich Ihre Fragen nur
auf diese Weise sinnvoll 'beantworten' kann bzw. auf Ihre Perspektiven nur so
eingehen will, zumal jede ausführlichere Erörterung metaphysischer Phänomene
ganze Bibliotheken füllen würde, ohne jemals zu abschließenden oder
eindeutigen Ergebnissen zu kommen. Fritz"
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