Da
das Heilen von Menschen seit undenklichen Zeiten eine der Hauptaufgaben des
Schamanen darstellt, kommen wir nicht umhin, uns mit diesem eher ‚heiklen’
Betätigungsfeld des Stadtschamanen näher zu befassen.
Die
schamanische Heilbehandlung von gesunden und kranken Menschen ist eine der
schwierigsten, aber auch eine der edelsten Aufgaben des praktizierenden
Schamanen. Und dies gilt für alle Schamanen in allen Kulturen gleichermaßen.
Ich
habe dieses ‚Betätigungsfeld’ des Stadtschamanen deshalb als ‚heikel’
bezeichnet, weil die Durchführung von Heilbehandlungen an kranken Menschen in
fast allen Rechtsordnungen des Westens dem sog. ‚Arztvorbehalt’ unterliegt.
Dabei handelt es sich um eine gesetzliche Regelung, nach
welcher nur ausgebildete Ärzte (teilweise auch ausgebildete Heilpraktiker)
eine Heilbehandlung an kranken Menschen nach den Erkenntnissen der Medizin
vornehmen dürfen. Jedes Zuwiderhandeln gegen diese Gesetzesbestimmung ist in
den meisten westlichen Ländern unter Strafandrohung gestellt.
Die
naheliegende Schlussfolgerung - ‚WER HEILT, HAT RECHT’ – gilt nach dem Willen
des Gesetzgebers in fast allen modernen Staaten der zivilisierten Welt NICHT!
Vielmehr wachen dort Ärzteverbände mit Argusaugen darauf, dass jenes,
zugunsten der etablierten Ärzteschaft gesetzlich festgeschrieben Monopol
betreffend die Heilbehandlung an kranken Menschen nicht von sog.
'Kurpfuschern' aus den Angeln gehoben wird.
Jeder
bekannt gewordene Verstoß gegen den Arztvorbehalt wird im Westen unverzüglich den
Behörden angezeigt, und diese leiten dann ein Strafverfahren ein, das dem
Beschuldigten teuer zu stehen kommen kann.
Für den künftigen Stadtschamanen ist es daher gerade beim Heilen wichtig,
dass er die einschlägige Rechtslage seines Landes kennt und sich im Sinne der
Gesetze verhält.
Wie er das bestmöglich anstellen soll, ist ein weiteres Problem, das wir hier
aus naheliegenden Gründen nicht abschließend behandeln können. Wir möchten
aber darauf hinweisen, dass bei der Durchführung von schamanischen
Heilbehandlungen stets Vorsicht für den künftigen Stadtschamanen geboten
ist. Dieser ist nicht nur aus rechtlichen Gründen dazu veranlasst, sondern
auch aus praktischen.
Jeder Stadtschamane wird auf seinem Weg mit Krankheiten und
Gesundheitsstörungen konfrontiert, die seine schamanischen Fähigkeiten
möglicherweise überfordern. Es ist daher auch aus diesem Grunde ratsam und
weise, dass der Stadtschamane solche Klienten, die tatsächlich an einer
Krankheit oder Gesundheitsstörung leiden, an den Arzt verweist.
Behalte in Erinnerung, dass Du im Rahmen Deiner schamanischen Praxis nicht
dazu verpflichtet bist, alle Klienten anzunehmen, die Dich mit ihrem Anliegen
konfrontieren. Du kannst jederzeit von Deinem Recht Gebrauch machen und eine
gewünschte schamanische Heilbehandlung - insbesondere im Krankheitsfall -
ablehnen.
Die Entscheidung, welche Klienten der Stadtschamane an den Mediziner weiter
reichen sollte, liegt ausschließlich in seinem Ermessen und in seiner
alleinigen Verantwortung. Dazu möchte ich aus obgenannten Gründen keine
weiterführenden Aussagen machen. Vielmehr vertraue ich auf Deine
Sensibilität, die richtige Entscheidung in solchen Fällen eigenständig zu
treffen.
Wie Du weißt, basieren alle schamanischen Dienstleistungen auf der besonderen
Fähigkeit des Schamanen, mit geistigen Kräften in Kontakt zu treten und mit
deren Unterstützung unglaubliche Phänomene hervor zu bringen. Das tragende
Prinzip des Schamanismus besteht im Zugang zu, und im Verkehr mit geistigen
Kräften. Das gilt auch für den Stadtschamanen.
Du
solltest daher insbesondere vor jeder schamanischen Heilbehandlungen jene
geistigen Kräfte kontaktieren. Konsultiere Deinen ‚Geisthelfer’ oder Dein
‚Krafttier’. Trage diesen geistigen Entitäten das Problem oder die Sachlage in
geeigneter Weise vor und öffne Dich für deren 'Erwägungen'.
Jene Spirits, zu denen Du als praktizierender Stadtschamane Zugang erworben
hast, werden Dir auch bei schwierigen Entscheidungen beistehen und Dir den
‚richtigen Weg’ weisen...
Im nächsten Artikel wollen wir die Bedeutung des Begriffes ‚Heilen’ näher
betrachten. Die darin dargelegten Perspektiven verstehen sich als juristische
Fingerzeige, die dem strebenden Stadtschamanen des Westens die Entscheidung
betreffend die Durchführung oder Ablehnung einer schamanischen Heilbehandlung
im konkreten Einzelfall erleichtern mögen.
Du wirst erkennen, dass dabei der Zweck der schamanischen Heilbehandlung, dh
die Absicht des behandelnden Schamanen sowie das Ziel seiner Behandlung, aus
juristischen Gründen eine ganz entscheidende Rolle einnimmt.
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