Eine der faszinierendsten
magischen Geheimlehren des Fernen Ostens ist wohl jene von den Tattwas.
Bevor wir uns mit deren Symbolen näher beschäftigen, welche dem Magier als ‘Geheimtueren
zur Elementarwelt’ dienen, wollen wir einen Blick in
die hochinteressante Geschichte der Verbreitung jenes alten Geheimwissens in
der westlichen Hemisphäre werfen.
Die Geheimlehre von den
Tattwas entstammt sehr alten hinduistischen Sanskrittexten und wurde
später durch buddhistische Yogis aufgegriffen und in Indien weiter entwickelt.
Der
Westen erfuhr von den Tattwas erstmals durch das Wirken von Helena
Petrovna Blavatsky (HPB), der bedeutendsten Okkultistin des 19. Jahrhunderts
und Gründerin der Theosophischen Gesellschaft, welche seit 1882 ihren
Hauptsitz in Adyar (Vorort von Madras, Indien) hat, wo sie auch heute
noch besteht.
HPB setzte sich in ihrem
Monumental- und Hauptwerk ‘Die Geheimlehre’, das erstmals 1888 mit dem
Titel ‘The Secret Doctrine’ in London erschien, auch mit den
Tattwas auseinander.
Am 15.6.1889 - also kurz
nach der Veröffentlichung von HPBs ‘Geheimlehre’ - berichtete die
esoterische Zeitschrift ‘Lucifer’ von der Gründung einer weiteren
Geheimgesellschaft mit dem Namen Hermetic Order of the Golden Dawn (Hermetischer
Orden der Goldenen Dämmerung).
Diese Gesellschaft soll bereits im Jahre 1887
gegründet worden sein und ihren Sitz in Keighley (England) gehabt haben.
Auch
jener Geheimorden beschäftigte sich während der kurzen Zeit seines Bestehens
ganz intensiv mit der Erforschung der Tattwas. Das daraus bezogene
Wissen unterlag freilich der strikten Geheimhaltung und war selbst innerhalb
des Ordens ausschließlich den Mitglieder der höheren Grade vorbehalten.
Erst
als Dr. Israel Regardie, ein ehemaliges Mitglied des ‘Golden Dawn’ und
bedeutender Kenner der modernen westlichen Magie, im Jahre 1937 das
Schweigegelübde dieses Ordens brach, wurde das Wissen um die Tattwas
einer breiteren Öffentlichkeit im Westen zugänglich gemacht.
Regardie gilt als eine
Kapazität auf dem Gebiet der rituellen Magie. Er war nicht nur
Privatsekretär des größten Magiers des 20. Jahrhunderts, Aleister
Crowley, sondern auch ein aktives Mitglied der ‘Stella Matutina’ (lat.
‘Morgenstern’), einer aus dem Hermetischen Orden der Goldenen Dämmerung hervorgegangenen magischen Gemeinschaft, die im wesentlichen
Kundaliniyoga betrieb und ebenfalls ihren Sitz in England hatte.
In den Jahren 1937 bis 1940
veröffentlichte Regardie ungeachtet des von ihm abgelegten Schweigegelübde
sämtliche geheimen Aufzeichnungen und Rituale des Hermetischen
Ordens der Goldenen Dämmerung in seinem vierbändigen Monumentalwerk
‘The Golden Dawn’, was zu erheblichen Kontroversen innerhalb esoterischer
und magischer Kreise dieser Zeit führte.
Regardie hat den Bruch seines
Schweigegelübde bewusst in Kauf genommen, weil er nur dadurch das geheime
Wissen des zu dieser Zeit längst aufgelösten Ordens der Nachwelt erhalten
konnte.
Auf diese Weise hat das
Geheimwissen um die Tattwas in die westliche Magie und Esoterik Eingang
gefunden.
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