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Das Alter des Schamanismus - Teil 3 von 5
von Dr. Friedrich Demolsky

Sensationelle archäologische Funde & deren Konsequenzen

Wir wenden uns nun einigen archäologischen Funden zu, die teils erst vor wenigen Jahren gemacht wurden. Das hohe Alter dieser Fundstücke und ihre Art sind derart sensationell, dass sie für mich eine Schlüsselstellung bei der Entwicklung meiner Theorie betreffend die Anfänge des Schamanismus einnehmen.

1. Die ‚Venus von Berekhat Ram’ –  800.000 bis 220.000 v. Chr.

Diese menschenähnliche Figur wurde im Jahre 1981 bei Ausgrabungen in Berekhat Ram auf den Golanhöhen (Israel) entdeckt. Sie ist bloß 35 mm lang und weist drei Vertiefungen auf, die offenbar durch einen scharfkantigen Stein eingekerbt wurden. Mikroskopische Untersuchungen haben erwiesen, dass bei dieser Proto-Skulptur gewisse von der Natur vorgegebene Formähnlichkeiten durch gezielte Bearbeitung verstärkt wurden und deshalb eine rein natürliche Entstehung auszuschließen ist. Das Alter dieses Fundstückes wird auf eine Zeit zwischen 800.000 und 220.000 vor Chr. datiert. Damit ist diese Figur das älteste Fundstück menschlicher Kunst überhaupt. Sie entstand in einer relativ späten Periode der Altsteinzeit, die als Acheuléen bezeichnet wird. Und gerade daraus ergibt sich die hochinteressante Einsicht, dass NICHT der Homo sapiens ihr Schöpfer gewesen sein kann, SONDERN dessen Vorfahre, der HOMO ERECTUS.

2. Die ‚Venus von Tan-Tan’ –  500.000 bis 300.000 v.Chr.

wurde im Jahre 1999 in Marokko gefunden. Dabei handelt es sich um ein figurines, künstlich hergestelltes Objekt, das ebenfalls aus der oberen Altsteinzeit zwischen 500.000 und 300.000 vor Chr. stammt. Das Objekt ist etwa 6 Zentimeter lang und weist eine menschliche Gestalt mit differenzierten Formen auf, welche Kopf, Nacken, Arme und Beine andeuten. Die ersten Untersuchungsergebnisse wiesen darauf hin, dass dieses Objekt durch natürliche geologische Prozesse und einem Minimum an menschlicher Bearbeitung entstanden sei. Aber es fanden sich auch Beweise dafür, dass diese kleine figurine Statue bemalt worden war. Man fand heraus, dass sich eine ölige Substanz an der Oberfläche jenes Objektes befand, die sowohl Eisen, als auch Mangan enthielt. Diese Tatsache ließ ungeachtet der näheren Umstände seiner Entstehung erkennen, dass jenes Objekt dekoriert und als Figur auch verwendet worden sein musste. Bei der ‚Venus von Tan-Tan’ handelt es sich um den ältesten bekannten Versuch des Menschen, eine Skulptur nach seinem Ebenbild zu schaffen.

3. Dekorierte Steine in der Blombos Höhle (Südafrika) – etwa 70.000 v.Chr.

Diese Entdeckungen haben die gesamte Kunstgeschichte verändert. Es wurden Steine gefunden, die mit komplexen, geordneten, roten Mustern dekoriert worden waren. Dies ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass bereits der frühe Homo sapiens zur Abstraktion und auch zur Herstellung von Kunstwerken fähig gewesen ist. Jene eindrucksvollen Arbeiten stammen aus einer Epoche, die etwa 70.000 Jahre zurück liegt.

4. Die ‚Maske von La Roche-Cotard’ – etwa 33.000 v.Chr.

Dieses künstlich hergestellte Objekt wurde im Jahre 2002 vor dem Eingang der Grotte von La Roche-Cotard am Ufer der Loire in Frankreich gefunden. Datiert wurde der Fund auf etwa 33.000 Jahre vor heute oder noch älter ins Paläolithikum hinein. Dabei handelt es sich um einen flachen, dreieckigen Feuerstein von etwa 10 cm Durchmesser, der zum oberen Teil eines Gesichtes geformt wurde. Die Augen dieser menschlichen (oder tierischen) ‚Maske’ wurden durch ein Stück Gebein angedeutet, das durch eine natürlich entstandene Höhlung geschoben wurde. Es wird angenommen, dass der Stein bearbeitet wurde, um ihm das Aussehen eines Antlitzes zu verleihen. Der Fundort, dh die Grotte, diente als Unterkunft. Es wurden darin auch andere menschliche Hinterlassenschaften gefunden. Als Hersteller der ‚Maske von La Roche-Cotard’ gilt der Neandertaler. Damit bestätigt dieser Fund, dass die Neandertaler, welche etwa 30.000 vor Chr. aus unbekannten Gründen ausgestorben sind, bereits eine sehr ausgefeilte und kompliziertere künstlerische Tradition entwickelt hatten.

Ausgestattet mit diesem Wissen über die stammesgeschichtliche Entwicklung unserer Spezies und über die vor kurzer Zeit gemachten archäologischen Funde, werden wir im nächsten Abschnitt versuchen, eine neue Theorie bezüglich des Alters des Schamanismus zu entwickeln. Diese ist proximativ, dh sie versteht sich als bloße Annäherung an den wahrscheinlichen Zeitpunkt seines ersten Auftauchens.
 
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