Seit 1996 macht dieser mutige Mann Geschichte, durch seine genauestens dokumentierten Aufdeckungen eines ungeheuren Völkermordes an Kindern indigener Stammesgemeinschaften. Diese Kapitalverbrechen wurden durch Personen begangen, die beim staatlich finanzierte Residential Schulsystem für Indianer Kanadas arbeiteten. Annett erbrachte den ersten Beweis betreffend die große Zahl an Todesfällen an jenen Schulen und trug dazu bei, dass Informationen über jene Verbrechen an die Öffentlichkeit gelangten, und sich die Kanadische Regierung sich im Jahre 2008 dafür entschuldigte.
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Annetts Film
"UNREPENTANT"
("REUELOS") wurde erstmals im
Jänner 2007 uraufgeführt und
schockierte die Bevölkerung
Kanadas und die Welt
gleichermaßen. Wer wusste damals
schon darüber Bescheid, dass
sich ein abscheulicher Genozid
in die Geschichte Kanadas
eingeschlichen hatte?
Gemäß Annett, dem Koautor und Koproduzenten von UNREPENTANT: Kevin Annett und der kanadische Genozid, sei die Zeit für Kanada und die Welt gekommen, die Wahrheit darüber zu erfahren, was den Ureinwohnern Kanadas seit den Anfängen des Kolonialismus bis in unsere Zeit widerfahren ist. Der Film UNREPENTANT dokumentiert die absichtliche und systematische Auslöschung nicht-christlicher indigener Stammesangehöriger innerhalb des indianischen Residential Schulsystems durch die Katholische-Kirche, die United Church, die Presbyter- und Anglikanische Kirche, jeweils in Kolaboration und Kollusion mit der kanadischen Regierung. "Wir wollen internationalen Druck auf Kanada und die Kirchen ausüben, um eine vollständige Aufklärung zu erreichen, so dass ein wenig Heilung stattfinden kann; wirkliche Heilung kann nur dann eintreten, wenn eine schonungslose Aufklärung und Offenlegung stattfindet", sagt Annett. Zeugenaussagen von Überlebenden jenes Holocausts in den Residential Schulen werden in diesem Video durch Berichte über Annetts persönliche Geschichte überlagert. Er wurde wegen seiner Nachforschungen nicht nur von seiner Kirche gefeuert, sondern auch als Minister der United Church in Port Alberni öffentlich seines Amtes enthoben. Sein Ruf wurde durch Vertreter dieser Kirche auf bösartigste Weise in den Schmutz gezogen, nachdem er Beweise für die Morde und andere Verbrechen in den indianischen Grundschulen seiner eigenen und anderer Kirchen vorgelegt hatte. Im Jahre 1929 wurde den genannten Kirchen das legale Sorgerecht für alle Kinder übertragen, welche deren Schulen besuchten. Annett sagt, dass dies den Angestellten jener Schulen freie Hand gegeben hätte, Gräueltaten an ihren Schutzbefohlenen zu verüben, ohne dass sie dafür irgend jemandem gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet gewesen wären. Die Liste der verübten Verbrechen ist lang. Sie beinhaltet nicht nur massive körperliche Züchtigungen, sondern auch Elektroschocks, Zwangssterilisationen, medizinische Experimente, Vergewaltigungen und verschiedene andere Formen des sexuellen Missbrauchs sowie Morde. Während die Überlebenden der Verbrechen an den Residential Schulen ihre Geschichten in UNREPENTANT erzählen, taucht zunehmend das erlebte Leid in ihren stoischen Gesichtern auf, jenes unbeschreibliche Leid, das man ihnen in diesen Schulen zugefügt hatte. Einige Überlebende erzählen von einem jungen Mädchen, das nach einer Vergewaltigung schwanger wurde, und auch von Nonnen, die schwanger wurden, nachdem sie sich an Knaben vergangen hatten. Einige Augen-zeugen erzählen von Gräbern, die für jene Babies ausgehoben worden waren, welche nach ihrer Geburt von Schulangestellten ermortet wurden. Ein Mann namens Rick Lavalee berichtet darüber, dass er seinen einzigen Bruder in Verzweiflung schreien gehört hätte, während dieser mit einer Rinderpeitsche gefoltert wurde. Belvy Breber erinnert sich daran, dass ihr Bruder in der Turnhalle der Kuper Island Schule gehängt wurde. Es wurde ihr gesagt, dass er Selbsmord begangen hätte, was sie aber nicht glauben könne. Während der Junge noch immer an der Decke gehangen hätte, seien die anderen Kinder in einer Parade durch die Turnhalle geführt worden - als ein Zeichen der Warnung, dass dies auch ihnen passieren könne, wenn sie sich nicht ordentlich benehmen würden. Es wird heute geschätzt, dass von den 100000 Kindern aus indigenen Gemeischaften Kanadas, welche insgesamt diese Schulen besuchten, mindestens 50000 ermordet wurden. Viele verstorbene Kinder wurden ohne jede Kennzeichnung ihres Grabes im Erdboden des Schulgeländes verscharrt. Die Leichen der meisten Kinder wurden nicht an deren Familien übergeben. Harriet Nahanee, welche fünf Jahre lang die Alberni Residential Schule besuchte, erinnert sich daran, dass der RCMP (eine parapolizeiliche Truppe von Weissen, welche für die Indianer zuständig gewesen ist) mit einem Kanonenboot in ihr Dorf eingedrungen sei und die Kinder zusammen-getrieben hätte, um sie anschließend in diese Schule zu bringen. Es wurden oft sogar Kinder im zarten Alter von drei Jahren von den Dörfern der indigenen Bevölkerung zwangsweise in diese Schulen verbracht, obwohl diese keine Kinder unter sieben Jahren aufnehmen durften. Wenn sich die Eltern der zwangsweisen Entführung ihrer Kinder widersetzten, dann konnten sie dafür auf der Grundlage des Indian Act, einem rassistischen Gesetz, das die Ureinwohner weitestgehend ihrer Rechte beraubte, zur Rechenschaft gezogen und eingesperrt werden. Biologische Kriegsführung wurde ebenfalls gegen die Kinder der indigenen Bevölkerung eingesetzt. Lori O'Rorke sagt, dass die absichtlich herbeigeführten Pockenepide-mien im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert "unzählige Millionen" Menschen in allen indigenen Nationen und Kulturen der Welt dahinrafften, und auch viele kanadische Ureinwohner bereits zu einer Zeit vernichtetet hätten, in der die kanadischen Resitential Schulen noch nicht in Betrieb gewesen waren. Nach Kevin Annett wurden an der Westküste Kanadas ungefähr 98 Prozent der nativen Bevölkerung durch Pockenepidemien ausgerottet. Überlebende des kanadischen Holocausts beschreiben in UNREPENTANT, dass sie von den Schulen während einer Tuberkuloseepidemie dazu verhalten wurden, mit infizierten Kindern zu spielen und auch gemeinsam mit diesen zu schlafen, so dass sie ebenfalls mit jener hoch ansteckenden Krankheit angesteckt wurden. Das Vermächtnis, das die Residential Schulen in Kanada hinterlassen haben, findet - so Annett - auch heute noch seinen Ausdruck in den hohen Selbstmordraten, im Missbrauch von Alkohol und Narkotika sowie in der Armut innerhalb indigener Kommunen, die sich quer durch die gesamte Region Kanadas ziehen. Dieser Mann und "Neoschamane" nach meinem Geschamack, Eagle Strong Voice, glaubt fest daran, dass er eine Veränderung dieser argen Situation dadurch zum Besseren bewirken könne, indem er das Bewusstsein der Menschheit darauf richtet, was dort tatsächlich passiert ist und auch die Langzeitwirkungen dieses satanischen Holocausts auf die indigene Bevölkerung schonungslos aufzeigt. "Die Ureinwohner Kanadas brauchen Anerkennung und eine Behandlung mit Würde und Respekt, was zur Zeit aber nicht stattfindet. Jedermann, der jemals auf irgend eine Weise missbraucht wurde, braucht später das an ihm verübte Verbrechen, um schließlich anerkannt und beachtet zu werden. Und genau das ist bisher in Bezug auf die indigene Bevölkerung Kanadas nicht passiert", sagt Kevin Annett. Das Drehbuch zu "UNREPENTANT: Kevin Annett and Canada's Genocide" wurde von Kevin Annett und Louie Lawless verfasst. Die Regie führte Louie Lawless. Die Produktion liegt bei Kevin Annett, Louie Lawless und Lori O'Rorke. Rev. Kevin Annett oder Eagle Strong Voice wurde in den vergangenen 15 Jahren von den Ureinwohnern Kanadas hoch geehrt. Er half unzähligen Überlebenden dieses verabscheuungswürdigen Genozids und hat dafür schmerzhafte persönliche Opfer in Kauf genommen. In Anerkennung seines Wirkens für die indigenen schamanischen Kulturen Kanadas, wurde er im Mai 2013 von einer Gruppe amerikanischer und kanadischer Intellektueller für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. "Ohne Kevin
Annett, würde es keine Heilung
und keine Gerechtigkeit für die
Überlebenden dieses Genozids
geben. Er war es, der die
Aufmerksamkeit der Welt auf uns
und unser Martyrium gerichtet
hat", sagte der Ältere der
Ojibway Nation, Louis Daniels,
im Oktober 2004, nachdem er
Annett in seinem Stamm
aufgenommen und ihm den
indianischen Namen Eagle
Strong Voice gegeben hatte. |