Als
die Kirche allmählich ihre Macht an die Aufklärer einbüßte, ging es den
Schamanen in Europa und in anderen Teilen der Welt nicht besser.
Der Feldzug gegen das Irreale verbannte die Jugend im
Westen zum Zwangsaufenthalt in Gehirnwäscheanstalten, die man mit
Selbstgenugtuung Schulen nennt. Dort, den Farben, Klängen und Gerüchen der
freien Natur entzogen, verkümmern schamanische Veranlagungen recht schnell.
Westliche Schulen entwickelten sich immer mehr zu Instrumentarien, die dem
bildschöpfenden Denken die Zwangsjacke der rigiden Abstraktion umhängen, um
Funktionäre für unseren bürokratisch-technokratischen Albtraum serienweise
zu produzieren.
In
Lateinamerika, Südostasien und vor allem in Afrika, ist die Repression von
Schamanen auch heute noch hochaktuell. Insbesonders in Regionen, die erst
vor kurzem christianisiert wurden, kommt es immer wieder zur Verfolgung von
Schamanen wegen Zauberei oder Magie. Seit 1960 sind vermutlich mehr Menschen
weltweit wegen schamanischer Praktiken hingerichtet oder umgebracht worden
als während der gesamten europäischen Verfolgungsperiode.
Allein im ostafrikanischen Land Tansania sind seit
dieser Zeit zwischen 10.000 und 15.000 Menschen getötet worden. Schamanen-
und Hexenverfolgungen sind somit nach wie vor in vielen Teilen der Welt
endemisch. So auch in Westafrika, wo noch in den 1970ern Schamanen für eine
Epidemie verantwortlich gemacht wurden. So auch im
afrikanischen
Land Kamerun, wo eine Gesetzgebung gegen Hexerei wieder eingeführt wurde.
Auch während der Amtszeit des südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela
sind mehrere Hundert Schamanen wegen Hexerei getötet worden. In diesem Land
werden jedes Jahr Hunderte Schamanen wegen Hexerei angeklagt und oft von
einem Mob umgebracht. Auch in Tansania werden jedes Jahr Hunderte weibliche
Schamanen der Hexerei bezichtigt, angeklagt, getötet oder verstümmelt. In
einigen afrikanischen Staaten gibt es sogar ausdrückliche strafrechtliche
Bestimmungen gegen Hexerei.
1998 wurden in Banjuwangi, der östlichsten Provinz
Javas, Indonesien 140 Schamanen (Dukun Sandet), die man schwarzmagischer
Praktiken bezichtigte, von als Ninja Kämpfern verkleideten Personen geköpft
und deren Köpfe vor den Eingängen ihrer Dörfer auf Bambuspfählen
aufgespießt. Im Januar 2007 wurden drei Frauen in Liquiçá, Timor Dolorosa
(ehem. Osttimor) beschuldigt, Hexen zu sein. Die Frauen im Alter von 25, 50
und 70 Jahren wurden ermordet und ihr Haus angezündet.
In der wöchentlich erscheinenden, englischsprachigen
Zeitung 'The Bali Times' vom 27.7. bis 2. August 2007, erschien ein Artikel
mit dem Titel "Witches' Tortured over AIDS Death in PNG' ("'Hexe' wegen AIDS
Todesfällen in Papua Neuguinea gefoltert") von Lawrence Barlett, Agence
France-Presse.
Dieser Artikel fiel mir während der Überarbeitung des
vorliegenden in die Augen. Aufgrund seiner Aktualität, verdient er
übersetzt, und in diese Sammlung als neueste Bestätigung betreffend die noch
immer gegenwärtige Repression von Schamanen aufgenommen zu werden.