“Wie erscheint uns die
Existenz der Dinge in dieser Welt?”, fragt der Seminarleiter eine Gruppe von
Wahrheitssuchern, die zu ihm nach Bali gekommen sind. Dabei hält er einen
halluzinogenen
'schamanischen Keks’ in die Höhe, den er auch für Dich
gebacken hat.
“Das ist ein Keks”,
fährt er fort, “der uns allen so erscheint, als ob er ein wirklich
existierender Keks wäre. Jedermann, der meine Worte vernimmt, sollte in der
Lage sein, dieses Ding als einen Keks zu identifizieren, weil es da etwas
“Kekshaftes” in diesem Ding gibt. Es gibt da etwas, das es zu einem Keks macht
und zu sonst gar nichts. Dieser Keks existiert im Hier und Jetzt, unabhängig
von Eurem Geist und Verstand. Dieses Ding war bereits hier, bevor ich zu
sprechen begonnen habe, wie Ihr alle gesehen habt”.
Der Seminarleiter macht
einen tiefen Atemzug und fährt fort…
“Dabei handelt es sich
darum wie uns ein Keks erscheint. Ja, er ist da, unabhängig von seinen Teilen,
unabhängig von unserem Verstand und unabhängig von jeder Konzeptualisierung
oder Bezeichnung, die wir von diesem Ding haben mögen. Wenn dieser Keks
tatsächlich in der Weise existiert, dann sollten wir auch bei unserer Analyse
fündig werden, was ein Keks seinem Wesen nach IST. Lasst uns das nun
gemeinsam versuchen".
Der Seminarleiter bricht
den Keks in zwei Hälften und hält die eine nach oben.
“Ist das ein Keks?”
Die Wahrheitssuchenden
antworten im Chor: “Ja.”
Der Seminarleiter hält
nun die andere Hälfte in die Höhe.
“Ist das ein Keks?”
Wieder ertönt ein “Ja”
aus dem Kreise der Wahrheitssuchenden.
“Dann gibt es hier
offenbar auf einmal zwei Kekse, obwohl wir vorher bloß einen hatten! Das ist
wohl der einfachste Weg Kekse zu machen, den ich kennen lernen durfte!”, sagt
Seminarleiter während er der Gruppe zulächelt.
Er hält nun einen
ungebrochenen Keks in die Höhe und fährt fort:
“Ihr würdet also für
diesen Keks zweimal soviel bezahlen wie für eine Hälfte jenes Kekses, die
ich Euch vorher gezeigt habe? Seid mir nicht böse, Leute, aber dann wäret
Ihr alle wohl sehr einfältige Konsumenten!”
An diesem Punkt sendet
der Seminarleiter ein Lächeln an die Wahrheitssucher…
“Wenn das tatsächlich
zwei Kekse sind, wie viele Kekse haben wir denn nun?”
Der Seminarleiter
zerbröselt nun beide Stücke…
“Was ist denn das?”
“Brösel”, “Unordnung”,
“Chaos”, erwidern die Wahrheitssuchenden.
Die Augen des
Seminarleiters weiten sich…
“Wie? Da ist auf einmal
kein Keks mehr? Was geschah denn mit unserem wirklichen Keks, den wir zuvor
gesehen haben? Wenn diesem tatsächlich eine Qualität von etwas “Kekshaftem”
eigen war, das heißt, wenn dieser tatsächlich eine bestimmte Eigenschaft
aufgewiesen hätte, die ihn zu einem wirklichen Keks werden ließ, wo ist denn
diese Eigenschaft in diesem Augenblick? Wir haben die selben Atome und
Moleküle vor uns als zuvor, aber nun nennt Ihr das ‘Broesel’ und nicht mehr ‘Keks’”.
Unter den
Wahrheitssuchern macht sich eine erkennbare Verwirrung und Stille breit…
Der Seminarleiter
unterbricht die erdrückende Stille...
“Wenn da zuvor wirklich
ein Keks vorhanden gewesen wäre, dann sollten wir imstande sein, diesen Keks
entweder innerhalb seiner Teile, oder außerhalb derselben zu finden. Aber
wir finden diesen zuvor vorhandenen Keks WEDER innerhalb seiner Teile, NOCH
anderswo. Das bedeutet, dass es von Anfang an KEINEN wirklichen Keks gegeben
hat.”
Plötzlich ruft einer
der Wahrheitssuchenden: “Der Keks ist eine Ansammlung von Atomen und
Molekülen. Er ist alle seine Teile zusammengenommen.”
Der Seminarleiter hört
ihm zu, besteht aber dann auf seiner Perspektive:
“Eine Ansammlung ist
doch bloß eine Menge von Teilen, mein Freund. Wenn keiner dieser Teile aus
sich selbst heraus ein Keks ist, wie könnten dann viele Teile
zusammengenommen ein unabhängig existierender Keks sein, dem eine Qualität
von etwas Kekshaftem eigen ist? Nehmen wir als Beispiel an, dass Du viele
Nicht-Schmetterlinge sammelst. Nehmen wir an, Du würdest das mit Grashüpfern
tun. Würden diese etwa in ihrer Gesamtheit einen Schmetterling hervor bringen?
Wie kann eine Ansammlung von Nicht-Keksen – das ist in unserem Falle die
Ansammlung von Brösel – einen wirklichen Keks darstellen?”
Ratlosigkeit und
neuerliche Stille breitet sich unter den Wahrheitssuchern aus...
“War da vielleicht
ursprünglich überhaupt kein Keks vorhanden?”, fragt der Seminarleiter.
Die Verwirrung und
Stille erreicht nun einen Höhepunkt…
“OK. Was esse ich?”
fragt der Seminarleiter während er sich ein Stück Keks in den Mund schiebt.
Jemand aus dem Kreise
der Wahrheitssucher unterbricht die Stille und bittet um eine Erklärung zur
Auflösung der allgemeinen Verwirrung.
“Nun, es ist ein Keks”,
antwortet der Seminarleiter auf seine eigene Frage und kehrt damit zum
Ausgangspunkt zurück.
“Hört mir zu, Ihr
Wahrheitssuchende”, fährt er fort, “was wir tatsächlich suchen, ist ein Keks,
der aus sich selbst heraus besteht, ein Keks, der unabhängig von seinen
Teilen und unabhängig von Eurem Verstand und dessen Konzepten und Begriffen
existiert. Dieser unabhängig und real existierende Keks kann aber nicht
gefunden werden, weil…, weil er NICHT existiert. Aber es gibt dennoch Kekse,
die eine bedingte, dh eine abhängige Existenz haben. Das sind jene
‘schamanisch-kosmischen und halluzinogenen Cookies’, die ich für Euch gebacken
habe. Davon esse ich gerade einen”.
Die Gesichter der
Wahrheitssuchenden verraten dem Seminarleiter, dass das Gesagte nun etwas mehr
Sinn zu machen beginnt…
Der Seminarleiter fährt
fort…
“Auf welche Weise
existiert ein Keks? Nun - wie Ihr wisst -, werden dabei Atome und Moleküle
auf eine Weise zusammen gefügt, so dass daraus ein bestimmtes ‘Muster’
entsteht. Unser Auge blickt darauf und unser Verstand nimmt dieses ‘Muster’
als ein Ding wahr und gibt diesem den Namen ‘Keks’. Dieses Ding wird deshalb
zu einem Keks, weil wir alle es auf eine ähnliche Weise wahrnehmen und vor
langer Zeit – aufgrund des Zwanges der Konvention - dahin übereingekommen
sind, dieses Ding mit dem Namen ‘Keks’ zu bezeichnen.
Aber dieser Keks
existiert nur in einer abhängigen oder bedingten Weise, denn seine Existenz
hängt von
Ursachen und Bedingungen ab: von Mehl und Wasser, von mir als seinem Bäcker,
von Euch und Eurem Verstand, der ihn als Ding wahrnimmt, wiedererkennt und ihm
die Bezeichnung ‘Keks’ verleiht. Außer diesem, in Abhängigkeit existierenden
Keks, gibt es keinen anderen Keks. Aber diesem bedingten Ding, das wir
‘Keks’ nennen, mangelt es an einer inhärenten Substanz, an einer
unabhängigen Qualität, deren Wesen das ‘Kekshafte’ ist. Ja, der Keks
existiert, aber nicht in der Art und Weise, als er zu existieren scheint. Er
scheint unabhängig von anderem da zu sein, obwohl das tatsächlich nicht der
Fall ist”.
Bevor Du den dritten
Teil dieser Serie liest, solltest Du Dich daran erinnern, dass diese
‘schamanisch-kosmischen Cookies’ auch für Dich gebacken wurden, weil Du Dich
nach der Absoluten Wahrheit sehnst. Im dritten Teil werde ich ohne
Zuhilfenahme ‘kosmischer Cookies’ meine persönliche Perspektive zum Problem
der Wahrheit präsentieren.
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